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Dz 839 Marie-France aus Douarenez
Baubericht von Hans-Jürgen Pack
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Die Auswahl für mein nächstes Segelschiff fiel mir recht schwer, es sollte jedoch kein Traumschiff unter weißen Segeln sein. Diese Schiffe sind neben ihren hervorragenden Segeleigenschaften auch wegen der beim Bau verwendeten Materialien( z.B. Edelhölzer) zu regelrechten Millionärsspielzeug mutiert. Vielmehr hatte ich an etwas Gröberes und Nützlicheres gedacht, ein Schiff aus vergangenen Zeiten, mit dem damals echtes Geld verdient wurde, ein Fischereifahrzeug also.
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Da das Modell später auch echt segeln und nicht nur als Standmodell einen guten Eindruck machen sollte, waren zunächst einige grundsätzliche Überlegungen anzustellen:
Zum einen sollte wegen der einfachen Bedienung der Segel das Schiff keine Rahsegel haben sondern Gaffel-getakelt sein. Zum anderen sollte ein Maßstab gewählt werden, der auch zu meinen übrigen Segelmodellen passt. Aus Gewichtsgründen sollte das Modell nicht länger als ca. 140cm ü.a. sein. Außerdem habe ich mir eine etwas nostalgische Rumpfform mit dicken Bauch und ausgeprägter Decksprung vorgestellt, also eher etwas nicht so schnittiges wie eine Yacht sondern ein Arbeitsschiff mit guten See- Eigenschaften.
Die Wahl fiel schließlich auf ein Fischereifahrzeug aus der Bretagne aus dem Jahr 1908, dessen Bauplan mir im Maßstab 1:50 zur Verfügung stand.
Meine Berechnungen ergaben, dass ein Modell dieses Schiffes in 1:20 folgende Abmessungen hätte:
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Länge ü.a. = 137cm, Gesamtlänge =: 97 cm, Wasserlinie =78 cm, Breite =29 cm und Tiefgang =17 cm.
Dies entsprach einigermaßen dem oben Gesagten, also dann frisch ans Werk und den Plan auf den gewünschten Maßstab vergrößern!
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Den Bau des Rumpfes auf der Helling in Überkopfbauweise möchte ich hier nicht im Einzelnen beschreiben, nur soviel: Die Spanten bestehen aus 6mm starkem Pappelsperrholz (Bauhaus); beplankt wurde mit 2mm starken Abachileisten (Fa. Dreger).In den Kiel (10mm stark) habe ich eine gleich starke Eisenplatte von 60x4 cm (bei einem spez. Gewicht von 7,87 sind dies ca  1,9kg) integriert, um auf diese Weise einen Teil des erforderlichen Ballastes möglichst tief zu platzieren.
Nach Beendigung der Holzarbeiten wurde der Rumpf innen und außen mit Epoxydharz gestrichen und außen zusätzlich mit Glasgewebe verstärkt. Die anschließenden Arbeiten am Rumpf, wie Schleifen, Spachteln, noch mal Schleifen usw. bis zum Lackieren sind jedem Modellbauer bestens bekannt. Es wurden folgende Farben verwendet, alles in seidenmatt: Unterwasserschiff= moosgrün, Überwasserschiff = hellgrau, Ankerwinde und Beschläge =schwarz.
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Das Deck und das Deckhaus besteht aus 1mm starkem Sperrholz, welches wegen des beabsichtigten Nostalgielooks gebeizt und farblos lackiert wurde. Die Masten, Bäume, Gaffeln und Stengen wurden aus Rundhölzern verschiedener Stärke mit einem Balsahobel konisch verjüngt und anschließend ebenfalls gebeizt und farblos lackiert. Die Beschläge sind -teilweise hartgelötet -aus Messing hergestellt.
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Die Segel wurden von meiner Frau aus normalem Baumwolltuch genäht und mit 1,5mm Takelgarn als Liektau versehen. Dabei muss beachtet werden, dass bei den Gaffelsegeln die Webrichtung des Stoffes parallel  zum Achterliek verläuft. Auf diese Weise lassen sie sich besser anschlagen und es kann sich beim Wind der richtige Bauch bilden. Wie es sich für ein Arbeitsschiff gehört sind die Segel nicht weiß sondern rostrot, was m. E. auch ganz gut aussieht.
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Die technische Ausrüstung des Bootes hält sich in Grenzen:
Neben dem Ruderservo  ist eine Segelwinde installiert, die jedoch lediglich das Großsegel ansteuert. Für alle übrigen Segel sind die Schoten fest auf eine gewisse Kompromiss-Länge eingestellt. Außerdem wurde für evtl. Notfälle ein kleiner E-Motor mit Mini-Fahrtregler als Flautensegler eingebaut. Durch weiteren Ballast wurde das Boot auf Wasserlinie gebracht. Es ergibt sich ein Gesamtgewicht von 7,9kg.
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Hinsichtlich der Segeleigenschaften erlebte ich eine Überraschung. Zunächst stellte ich fest, dass das Modell ganz ordentlich Wind braucht, um ein Fahrpotenzial zu entfalten. Offenbar durch die bauchige Rumpfform ist die Bereitschaft zum Kränken nicht besonders ausgeprägt. Es ist schon eine  kräftige Böe erforderlich, um die Lee-Rehling einmal eintauchen zu lassen. Außerdem reagiert das Boot eher lahm und zäh auf die Rudereinschläge, eine 50-prozentige Vergrößerung des Ruderblattes brachte hier eine befriedigende Verbesserung.
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Fazit:
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Bei der Marie-France handelt es sich um ein handliches Modell, welches aufgrund seiner Abmessungen ohne große Probleme im Auto transportiert und durch sein relativ geringes Gewicht leicht zum Fahrgewässer getragen werden kann. Es segelt bei mäßigem Wind durchaus befriedigend und verträgt auch schon mal eine kräftige Bö. Die Geschwindigkeit hält sich in Grenzen, eine Regatta kann man damit sicherlich nicht gewinnen.
Durch die verschiedenen Naturholztöne und die verwendeten Seidenmattfarben erhält das Modell einen Nostalgielook, der bisher bei den Zuschauern durchaus ankommt.
PS.: Evtl. Anfragen zum Modell werde ich gerne unter Tel 06806/922290 beantworten.
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